Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung … auch in Shanghai
Letztes Wochenende war ich auf der anderen Seite. Eigentlich in einer anderen Stadt, obwohl es natürlich auch zu Shanghai gehört. Steht man am Bund, und schaut über den Huangpu, welcher Shanghai in zwei Teile teilt, auf Pudong, fällt einem zuerst natürlich der Oriental-Pearl-Tower auf. Ein ultrahässliches Gebäude, 390+ein paar zerquetschte Meter hoch, soll er das neue Wahrzeichens Shanghai (Chinas? ) sein. Rechts davon, der noch was höhere Jin Mao – Tower. Derzeit das vierthöchste Gebäude der Welt. Nett. Nun denn… vom Bund aus betrachtet, hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit Manhatten.
Viele Hochhäuser, Reihe in Reihe, alles neu. Hinter einem tobt der Wahnsinn mit vollsten Straßen, Gehupe und “lokki-lokki-Watch-Bag”-Boy’s, vor einem liegt eine “neue” Welt… also rüber. Mal schauen, was es da so gibt. Wie kommt man am besten rüber?
Nun… gibt meherere Wege. Durch den Huangpu zu schwimmen hab ich dann doch nicht durchgezogen, weil zu kalt und doch etwas zu dreckig. Möchte nicht wissen, was da alles verklappt wird. Schauderhaft. (Achtung: Reiseführerwissen :)): Bis vor 6 Jahren wurden noch alle Kanäle ungeklärt in den Huangpu geleitet. Sauber. Oder auch nicht ;-) Eine Delikatesse soll angeblich auch ein Fisch aus dem Huangpu selber sein. Mahlzeit.Na, vielleicht ist es inzweischen besser geworden, aber so richtig einladend sieht der Fluss nicht aus. Zumal ich, wenn ich mich dazu entschlossen hätte zu schwimmen, den Werbebanner-Booten hätte ausweichen müssen. Jau… da fahren Boote am Bund entlang, die riesige Bildschirme auf dem Rücken haben, und da läuft dann Werbung drauf. Also… nicht schwimmen.
Dann kann man natürlich noch die U-Bahn nehmen. Langweilig. Dann kann man natürlich auch ein Taxi nehmen… nur wenn’s sein muss. :)
Und… man kann den Bund Sightseeing Tunnel nehmen. Kostet auch nur 30 Yuan und ist ein Must-See. :-)) Ok Ok Ok… ab und zu muss man sich Dinge auch im nachhinein noch schön reden. Aber sei’s drum, muss man nicht unbedingt gesehen haben, aber da ich nun mal da war und ich mich den Wegweisern und dem Reiseführer nicht erwehren konnte, bin ich mit der Bund-Sightseeing-Tunnel-Bahn rübergefahren. Das ganze hat den Flair einer Geisterbahn. Man wird, nachdem man ca. 30 Meter in die Tiefe gefahren ist, in eine Art Gondel gesteckt, und auf Schienen unter dem Huangpu Richtung Pudong gefahren. Die ganze Zeit leuchtet der Tunnel in den verschiedensten Farben und es wird eine psychodelische Musik gespielt. Ergo… das Geld lohnt sich wirklich (nicht) :-), aber man muss ja irgenwie rüberkommen.
Dann natürlich rauf auf den Pearl Tower. Will mir das ganze mal von oben anschauen. Schlapp 100 Yuan, bis ganz nach oben. Man kann auch für 60 Yuan nur bis auf 269 Meter fahren, aber wir wollen ja alles (sehen). Also rein in einen Fahrstuhl und in 30 sec. auf 270 Meter. So fühlt man sich also als Kanonenkugel (wobei ich mir jetzt den bildlichen Vergleich mit der Kugel verbitte. :)). Von oben erkennt man erstmal die schon erahnte Weite dieser Stadt. Richtung Bund und gen Westen geschaut, sieht man bis zum Horizont nichts als Häuser, Hochhäuser, Häuser, Häuser. Der Smog-Dunst über der Stadt erlaubte vielleicht eine Sicht von 20 km, wenn überhaupt. Aber… man sieht eh nur Häuser, ok und ein paar Straßen.Auf der anderen Seite erhält man einen Überblick über Pudong. Sieht nicht viel anders aus… also… auch Häuser Häuser Häuser. Was auffällt… es sieht aus, wie in einer amerikanischen Großstadt. Die Straßen sind mehr oder weniger Schachbrettartig angelegt, und eine Unmenge an Baustellen lässt erahnen, das es in Zukunft dort auch Hochhaus-mäßig so aussehen wird. Zum Pearl Tower bleibt noch zu sagen, das man vielleicht dort oben gewesen sein muss. Keine Ahnung. Ich war auch auf dem Empire State Building, warum also nicht auf dem Pearl Tower? Nicht unbedingt ein Must-See, aber auch kein allzu überteuerter Spaß. War ok, aber einmal reicht. Ich denke nur, wenn man dort hoch will, sollte man früh dran sein, da es sonst sehr sehr voll werden kann.
Zum Glück war ich an dem Tag schon um 7 Uhr los, sodas sich der Menschauflauf in Grenzen hielt. Um 7 Uhr? Auf einem Sonntag? Spinnt der? :) Nöööö…. ich wollte mir mal Shangahi an einem Sonntagmorgen anschauen. Bin also um 6 auf, und bis ich mich so fertig gemacht habe (ihr kennt das… duschen, schminken, Haare) war es kurz vor sieben, bis ich los bin. *wow* Auf der Nanjing-Lu keine “lokki-lokki-Watch-Bag”-Boy’s. Schlafen bestimmt ihren Erfolg bei anderen Touris aus. Ansonsten herrschte aber überraschender Weise eine geschäftige Betriebsamkeit für einen Sonntagmorgen. Es wurden die Straßen gefegt und gewaschen. Fährräder mit aufmontierten Wasserkanistern dienten als Waschauto. Ein Mann schob das Fahrrad, ein anderer spritze mit einem Schlauch Wasser auf die Starsse, und ein dritter fegte mit einem Reisigbesen das Wasser Richtung Gully. Arbeitsbeschaffungsmassnahme ala Shanghai? Keine Ahnung. Was nur wundert… die machen das jeden Morgen (und in einigen Mall-Bereichen auch jeden Abend). Da frag ich mich nur… warum ist es überall in der Stadt so staubig-dreckig?? Nun gut… lass sie putzen, haben sie was zu tun. :-)
Die Nanjing-Lu stellt sich um diese Zeit ganz anders da. Wie gesagt, keine “lokki-lokki-Watch-Bag”-Boy’s die sich einem in den Weg werfen, allerdings ist doch einiges los. Denn… es ist Sport angesagt. Interessant anzuschauen. Da werden mitten in dieser Einkaufsstraße (in der man Abends kaum ein Bein an die Erde bekommt, die überall glitzert und flackert) Badmintonnetze aufgespannt, und es wird mal ein Einzel, mal ein Doppel gespielt. Egal ob der Wind den Ball verpustet… Hauptsache Spaß. Bemerkenswert. Ein Stück weiter… aus einem der ersten Ghettoblaster, den diese Welt jemals gesehen hat, also so ca. 25-30 Jahre alt, wird ein kleiner Platz beschallt. Musik wollte ich das jetzt nicht nennen, aber es könnte sowas ähnliches gewesen sein. Ich hatte die ganze Zeit über Angst, Ohrenkrebs zu bekommen. Nun denn, über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, lassen wir das Thema also aussen vor. Aus diesem Ghettoblaster ertönt also “Musik” in einer extremen Lautstärke. (Ich meine sogar gesehen zu haben, wie leichte Rauchwolken aus den Lautsprechern kamen, da die Belastungsgrenze der Membran fast erreicht war…). Auf dem Platz selber stehen ca. 40-50 Frauen in meheren Reihen und “tanzen”. Naja… weniger tanzen… denn es handelte sich um Tai-Chi (bestimmt falsch geschrieben, aber egal). Vor der Gruppe der Frauen stand ein einzelner Mann, und hat “Bewegungen” vorgemacht, die die Frauen dann nachgemacht haben. Das ganze sieht aus, wie eine Mischung aus Jazzdance und gaaaaaaaaaanz langsamen KungFu. (Angeblich soll das höchst entspannend sein.) Ich hab mir das eine ganze Weile angeschaut, das es wirklich sehr stark war zu sehen, das diese ganze Gruppe sehr simultan war. Und ich würde schätzen, das die Gruppe ein Durschnittsalter von so knapp 50 gehabt hat. Waren eigentlich alles nur ältere Damen, die sich dort sportlich betätigten.
Auf dem Weg zum Bund, sah ich dann noch mehere solcher Gruppen, die Tai-Chi machten. So beginnt man dann also einen Sonntagmorgen auf der Nanjing-Lu. (Besorgte Leser mögen sich jetzt fragen, wie es meinen Ohren geht. Ich kann euch beruhigen…alles ok bis jetzt. :-) )
Nun… ich war abgeschfeift, also zurück nach Pudong zum Pearl-Tower. Nachdem ich mir also die Welt von oben angeschaut hatte, wollte ich mir mal Pudong anschauen. Ist kurz erzählt… weil… lohnt nicht wirklich. Eigentlich eine Stadt in der Stadt. Erinnert mich an einen Asterix-Band. Wer den Band “Asterix und die Trabantenstadt” kennt, weiß was ich meine. Irgendwie scheint es, das alle Arichtekten Chinas? Shanghais? aufeinmal losgelassen worden sind, um eine neue Stadt zu bauen, die einem westlichen Masstab (Manhatten??) folgen soll. Eigentlich gibt es nichts zu sehen, was interessant ist, ausser man steht auf riesige, breite, 6-spurige Straßen und hohe Hochhäuser. Und…es ist noch staubiger als auf der anderen Flussseite. Lohnt sich also nicht wirklich, sich dort länger aufzuhalten.
Das einzige Positive und höchst befriedigstenste… Mitten in dieser Hochhauswüste… eine Driving Range. Ja… endlich mal wieder an den Ball dengeln. :-) Lange Rede, kurzer Sinn oder gemacht, getan… ich da rein, und gefragt ob es möglich ist, ein paar Bälle zu schlagen. Klar. No Problem. Schläger geliehen, E7 und H3, reicht ja. Bälle soviel man will sind im Preis inbegriffen. (Sollte sich ein deutscher Golfclub mal ein Beispiel nehmen.). Das Ganze ist recht nett aufgebaut. Eine junge Dame hat mich an die Hand genommen (nein.. nicht wörtlich..:-) ) und mich zu einem Abschlagplatz in der ersten Etage geführt. Jau… zwei Etagen. Die unteren 30 oder 40 Abschlagplätze sind Mitgliedern vorbehalten. “Greenfee”-Spieler dürfen dann aus der ersten Etage abschlagen. Dort gibt es dann nochmal 30 oder 40 Abschlagplätze. Neben einer Box steht ein riiiiiiiiiesiger Korb mit Bällen, wer die alle wegschlagen will, braucht danach Pflaster, und dann kann man einfach loslegen, und auf einem ca. 260M langen Feld ein paar Bälle fliegen lassen. Rechts und links sind hohe Fangzäune, so das kein Slice oder Hook auf die Straße oder gegen die Hochhäuser fliegen kann. Die Schläger waren zwar nicht die besten, aber im Endeffekt war es ne spaßige Sache. Eine Stunde Bälle schlagen + Leihgebühr für Schläger 140 Yuan. War gerecht und hat Laune gemacht. Und die Bälle flogen wiedererwarten ab und zu dahin, wo ich sie haben wollte. :-) Wie im richtigen Leben. Das ist also, neben dem Pearl Tower und dem Fakemarket das einzige Highlight von Pudong.
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