Folgt man einzelnen Medien in Deutschland, könnte man meinen, ich lebe auf Sylt in der Nähe von New York.
Immer wieder, in allen möglichen (Online) Zeitungen und News stehen Superlative wie: “Insel der Reichen“, “… auf der wohlhabenden Halbinsel“, “Reichen-Insel” etc. zu lesen. Hier mal ein paar solcher Zitate, wahllos aus verschiedenen Zeitungen. Und da sind durchaus Schnipsel von Nicht-Boulevard-Blättern dabei:
Ich behaupte mal, dass die jeweiligen Autoren noch nie hier waren und sich mit eigenen Augen ein Bild gemacht haben oder machen konnten, und einfach nur schlecht aus anderen (jetzt) Boulevard-Blättern kopieren. Sicherlich gibt es unter den gut 8 Millionen Menschen die auf Long Island leben, ein paar hundert wirklich wirklich Reiche und bestimmt auch wirklich gut verdienende Leute. Und bestimmt auch ein paar Promis, mich mal ausgenommen. Kein Thema. Aber deswegen, und wegen ein paar schöner Villen in den Hamptons, gleich mit diesen Superlativen um sich zu werfen, halte ich für weit hergeholt und eher für Wunschdenken.
Wenn man mit offenen Augen durch die Welt und über die Insel läuft oder fährt, was man durchaus ob der Verkehrssituation tun sollte, fällt auf, dass es bei weitem nicht die Welt ist, die durch gewisse Medien und deren Superlative suggeriert werden soll oder wird. Die Straßen befinden sich, schmeichelnd gesagt, in einem verbesserungswürdigen Zustand. Hier gibt es Schlaglöcher, die sind so tief, da ist seit Monaten kein Sonnenlicht mehr bis auf den Grund vorgedrungen. In Mineola ist seit drei Wochen eine Querstraße vom Mineola Blvd. gesperrt, weil da mal eben ein Gullideckel um gut 30 cm abgesackt ist. Absperren scheint einfacher (=günstiger), als zu reparieren. Die Arbeitslosenrate im Nassau County liegt um die 7% und das County hat ein Haushaltsdefizit von 310 Millionen Dollar, wenn man Ed Mangano und seinem Stab glauben darf. Also wenig vom Eindruck einer “Insel der Reichen“.
Das Ganze offenbart sich dann jeden Dienstagmorgen, wenn eine ganze Schar an Flaschensammlern durch die Straßen rund um Capitol Manor zieht. Wie ich hier schon mal berichtet habe, kommen jeden Dienstag Ulric, Steve und Aaron vorbei um den Plastikmüll abzuholen. Ähnlich dem gelben Sack und an und für sich sehr lobenswert, dass der Müll getrennt wird. Bevor die drei aber durch die Straßen fahren, zieht eine Handvoll Leute mit Bollerwagen und riesigen Plastiktüten durch die Straßen und durchsucht den Müll nach weggeworfenen Pfandflaschen. Ein bizarr-interessanter Anblick. Als Pfand gibt es für so eine PET Flasche hier 5 Cent (=ca. 3,5 Eurocent).
Ich sehe diese Superlativen eher etwas relativiert, und wünschte mir ein wenig weniger reißerische Auffüllung von Artikeln. Reicht nicht einfach “auf Long Island“? Sonst kommt nachher noch wer auf den Gedanken ich sei reich, weil ich hier lebe.
Eins noch, auch wenn es mal wieder freudiges Klugscheißen ist: Long Island ist keine Halbinsel. Sondern eine richtige, waschechte Insel.
Wie Du bist kein Promi????? DAS halte ich aber für ein Gerücht…
Ne, hier nicht. Als W-Promi kannste hier nix holen. Ist aber auch mal ganz angenehm inkognito durch die Welt zu laufen.