Kaum sitze ich, steht der nette Kellner in Flugbegleiteruniform neben mir und hilft mir erst aus der Jacke, hängt diese dann hinter meinen Sitz und in fragt dann in einem Atemzug, wie es mir geht und ob ich vor dem Abflug noch etwas trinken möchte. Sekunden später steht eine kalte Coke ein kaltes Wasser neben mir und ich gleite mit einem kleinen Seufzer in den mit blauem Büffelpenisleder bezogenen First Class Sitz. Luxus pur und wohin man schaut.
Selbst ich, der Sitzriese, der ich ja oft gefragt werde, ob ich gerade sitze oder in einer Kuhle stehe, genieße die doch ungewohnte Beinfreiheit und den breiten Sitz. Meine Größe (Länge? Höhe?) passt ja zum Glück ganz gut in der Economy Class, auch da hab ich bisher keine Probleme mit dem Platz gehabt. Die Dimensionen der First Class sind aber um einiges besser, weil größer. So musste ich mich eben mit meinem Sitznachbarn anschreien, um eine kleine Unterhaltung zu führen. Das wir schreien mussten, lag aber vielleicht auch daran, dass man als First Class Passagier noch vor dem Captain einsteigen darf, und danach dann erst die ganze Herde der armen EC Flieger, welche dann mit neidischen Blicken durch die First Class laufen und einen Heidenlärm veranstalten. Kann man da uns Besserreisende nicht effizienter vor schützen?
Ein weiterer Vorteil des besseren Platzangebotes: Die Lehne links von mir gehört meinem linken Arm ganz alleine, und auch der mit blauem Büffelpenisleder überzogene Sitz hat seine Qualität. Sollte er bei diesem seltenen Leder auch. An den Seiten ist genug Platz, da könnte sich durchaus noch wer Ultraschlankes dazu setzen. Da ich in der letzen Reihe der First Class sitze, kann ich den Sitz in fast waagerechte Position bringen. Zwei Elefantenohrenartige Bladdels (gibt es für diese Klapp-ich-stütze-dein-Köpfchen-Dinger auch einen richtigen Begriff?) lassen sich in Kopfhöhe nach vorne klappen und geben genug Halt, wenn man mal kurz ein Auge ziehen möchte.
Es stört auch kein Klapptisch in der Rückenlehne des Vordersitzes, der sich in der EC meistens dann ruckartig in Deinen Bauch oder wahlweise Dein Gesicht rammt, wenn Du gerade Dein Getränk in der Hand hast und einen Schluck trinken willst. Die gut dimensionierten First Class Tische werden platzsparend in den Armlehnen des, mit blauen Büffelpenisleder überzogenen Sitzes verstaut.
Soeben kam Peter, der Kellner Flugbegleiter vorbei und nahm die Menüwünsche auf. Pasta oder Schicken (so zumindest seine, von mir so verstandene Aussprache des Huhns) stehen auf der Menükarte. Leider gab es nur noch je eins der beiden zur Auswahl, und da mein Sitznachbar so ausschaut, als könnte er noch was auf die Rippen gebrauchen, hab ich gerne auf das Schicken verzichtet, und die letzte Pasta genommen. Ich hoffe, die ist nicht das Letzte.
Delicious. Die Pasta. Auch das Schicken machte einen guten, wenn auch toten, Eindruck und sah lecker aus. Mein Nachbar hat aber alles aufgegessen, so konnte ich nicht rüberrufen, ob ich den Rest mal probieren kann. Bin mir allerdings auch nicht so sicher, ob man das First Class so macht. Flieg ich ja sonst eigentlich nicht so häufig. Deswegen vermute ich einfach mal, dass das Schicken auch lecker war. Die Pasta war wirklich mal sehr schmackhaft und wurde von Peter auf richtigem Geschirr serviert. Vier Garnelen dienten als Vorspeise. Nicht zu vergleichen mit den Riesengarnelen von I-Sea-Food-Differently-Red-Lobster, aber ok. Dazu gab es ein kühles Wasser. Was ich mich dann nicht getraut habe, war das Dressing über den Salat zu geben. Wie hätte wohl “Fat Free Rasberry Vinegarette” geschmeckt? Ich werd’s nicht erfahren.
Was nicht so schön ist, und wo meines Erachtens die Fluggesellschaft mal mit ein Auge drauf haben sollte: Bei Turbulenzen wackelt und rumpelt es auch First Class. Das hatte ich mir dann doch ein wenig anders vorgestellt.
Und da macht sich dann doch die kleine Krux bei US Airways oder diesem Flug bemerkbar: Durch die relativ kurze Flugzeit und dem dadurch eingesetzen kleinen Flugzeug, ist die First Class auf diesem Flug eher eine (sehr) gehobene Business Class. Was trotzdem vollkommen ok ist. Alleine die Tatsache, dass ich mal First Class geflogen bin, zählt. Das ich für diesen Flug 1,5* Meilen bekomme, soll nur am Rande erwähnt sein. Und ein Erlebnis war es allemal.
“Was kostet sowas?”. Dass ich das Reisen in der Heimat meiner Wahl als besonders einfach, entspannend und recht günstig empfinde, hab ich schon des Öfteren geschrieben. Um mal eine Hausnummer zu nennen: Den Roundtrip JFK – Phoenix bekommt man schon für ca. 300$. Inklusive aller Steuern und Abgaben. Das ist das günstigste Angebot, aber bei weitem kein Lockangebot. Nur die Flugzeiten sind etwas bescheiden, aber wenn man das nicht beachten muss oder will, ist das ein ganz normales Angebot. Wenn man jetzt ein bisschen hier was an der Abflugzeit, da was an der Ankunftszeit dreht und noch einen besonderen Tag fliegen will, steigt der Preis schon, aber es wird nicht sehr viel teurer als 380-400$. Zur Relation sei gesagt, dass zwischen NYC und Phoenix ca. 3500 km liegen, dass ist mal nicht eben um die Ecke. Flugzeit beträgt etwas um die 5 Stunden. Und für etwas mehr als einen zusätzlichen Benjamin pro Strecke kommt man dann in den Genuss, First Class zu fliegen. Auf dem Rückflug geht es dann wieder (angemessen) mit der Economy Class zurück nach Hause. Ich hab aber die Befürchtung, dass ich dafür jetzt total verdorben bin, und heulend in meinem Sitz hocken werde.
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