Da ich mich länger am Grand Canyon aufgehalten habe, als von mir geplant, verzichte ich auf den Rückweg über Cameron und den Sunset Crater. Cameron hab ich schon mal gesehen und der Sunset Crater rechtfertig die 3 Stunden mehr jetzt nicht. Trotzdem geht mir das zuerst leid ab, werde aber dann durch die Wahl über die 180 anstatt über die 64 zu fahren, entschädigt.
Vom Grand Canyon hat man zwei Möglichkeiten Richtung Flagstaff zu fahren. Zum einen die 64 nach Williams und dann weiter auf der Interstate 40 bis nach Flagstaff. Oder man nimmt vom Canyon kommend am Valle Airport die US 180 direkt nach Flagstaff. Entscheidet man sich für die Kombination 64-Williams-Interstate 40 fährt man recht langweilig durch den Grand Canyon Nationalpark und hat unterwegs viel Zeit, die kleinen Muckelbäume zu zählen. Lenken muss man nicht. Ist auf der einen Seite entspannend, auf der anderen sehr langweilig und dem Auge wird nicht viel geboten.
Die US 180, die ich am Freitag schon fahren wollte, bietet da wesentlich mehr Abwechslung, und die Fahrtzeit bis Flagstaff ist nur geringfügig länger. Wenn man denn stur durchfährt, und nicht hier und da aussteigt, um die Landschaft zu genießen. Was man durchaus machen sollte. So führt die 180 über den höchsten Punkt der Region. Kurz vor dem Snowbowl, dem Skigebiet der Flagstaffer(*), ist der höchste Punkt der Straße mit 8064 Fuß angegeben. Die Berge rundherum gehen bis auf 11500 Fuß hoch und bieten mit ihren schneebedeckten Hängen eine super Kulisse. Leider hat es der erste Herbststurm der Saison geschafft, auf ein paar Hügeln und im Tal die Bäume wegzufegen.
In Flagstaff fahre ich wieder auf die Interstate 17 Richtung Phoenix. In Flagstaff habe ich für gut zwei Meilen noch mal das Erlebnis, auf der legendären Route 66 zu fahren, die von Chicago kommend durch Flagstaff weiter nach Los Angeles führt. Viel mehr als alle paar Meter ein Hinweis, dass man jetzt auf der legendären Route 66 fährt, gibt es auf diesem typischen amerikanischen Highwayzubringer allerdings nicht. Fast Food Restaurants, Motels und Hotels, Einkaufszentren, Autohäuser und Werkstätten ziehen sich die Straße, der legendären Route 66, entlang und sorgen für dementsprechendes Verkehrsaufkommen. Macht sich aber nicht groß bemerkbar, da man es hier anscheinend geschafft hat, die Ampelschaltungen zu synchronisieren. Vielleicht sollten sich die Long Island Verkehrsplaner mal mit den Jungs hier treffen und Erfahrungen austauschen. Würde ich begrüßen. So bleibt zur legendären Route 66 nur zu sagen, dass sie sich ein Stück weiter westlich hinter Williams, rund um Seligman wesentlich legänderer präsentiert.
Von Flagstaff aus führt die Interstate 17 schnurstracks, ok … mit ein paar mehr Kurven … runter nach Phoenix. Ins Valley, wie die Leute hier ihre Gegend nennen. Die Interstate 17 bietet ab und zu ein paar Scenic Views an, die man ruhig mal ansteuern kann, um einen Blick in die weite Landschaft zu werfen. Ich überlege noch kurz, ob ich einen Stop am Montezuma Castle einlege, entscheide mich aber dagegen, da man die Ruinen eh nur von außen sehen kann. Ich fahre also weiter ins Valley und die Temperatur klettert von knapp 0°C am Grand Canyon bis auf sehr angenehme 21°C in Phoenix. Um nach 17:00 Uhr, nebenbei bemerkt.
Phoenix ist die wohl schnellwachsende Stadt der Staaten und erstreckt sich größtenteils in Ost-West Richtung, da im Norden und Süden Berge sind. Wie oft hier in den Staaten ist der Übergang der einzelnen Städte fließend und von außen kaum zu sehen. So sind die Übergänge von Glendale über Phoenix bis nach Scottsdale hin fließend und werden wohl nur durch die administrativen Grenzen bestimmt. Auffallend ist, dass es kaum sehr hohe Hochhäuser gibt. Flache Bauweise überwiegt, und die vielen Kakteen die die Straßen säumen, lockern das Bild erheblich auf. Es ist noch viel Landschaft über geblieben. In Phoenix selbst beeindruckt mich am meisten die hochmoderne Straßenbahn. Flüsterleise, man hört die kaum, wenn sie sich nähert.
Scottsdale weiß auch zu überzeugen. Und das nicht nur durch die lauschigen 18°C am Abend oder den sauber gepflegten Golfplätzen, auf die ich hier und da einen Blick werfen konnte. Da kam sofort die Lust auf, eine Runde zu spielen. Die Grüns und Bahnen gehen bis an die Straße heran und ich konnte den ein oder anderen Blick auf einen Kurs erhaschen. Besser also mal nicht slicen oder noch schlimmer, ein Socket spielen. (So. Damit dürfte das Thema auch erledigt sein. Kann man über ein Socket sprechen, ist der Fluch gebannt. Stand im Buch “Curse of the Socket”.)
Irgendwie scheint das Leben hier in Scottsdale und im Valley ruhiger und entspannter abzulaufen, als weiter im Osten, wo ich gleich wieder sein werde. Das Valley bekommt eine absolute Empfehlung von mir. Vielleicht kann man ja doch mal ein, zwei Kurse hier spielen. Mal sehen.
Ach so, ja, der Titel des Artikels. An sich ist eh nicht immer ganz einfach, einen geeigneten Titel oder eine Überschrift für einen Artikel zu finden. Der Titel für diesen Artikel kam mir in den Sinn, als ich hier durch Scottsdale gelaufen bin. Warum? Nun, zum einen sind da die “laschen” Waffenbestimmungen hier in Arizona. Dann die fast überall anzutreffenden Fire- oder Shootingranges mit angeschlossenen Waffenläden und am Anfang des Jahres wurde mitten in Phoenix auf eine Politikerin geschossen. Auf der anderen Seite, steht oder klebt dieses Schild in/an jedem Laden in Scottsdale. In einer Mall bist Du also sicher, vorausgesetzt, Du hast ein Shirt und Schuhe an.
(*) Hab ‘ne ganze Zeit auf der Fahrt überlegt, wie denn wohl die Leute aus Flagstaff heißen. Flagstaffer? Flager oder Flagger?
Schreibe einen Kommentar