Nach einem etwas chaotischen Start heute Morgen bin ich nach gut einer Stunde Fahrt gegen 12 Uhr in Oakland.
Leider hab ich kein Hotel (vor)gebucht, weil ich mir wie immer eine unproblematische Hotelsuche erhofft hatte. Zum zweiten war die Planung relativ flexibel, so ich schlecht abschätzen konnte, an welchem Tag ich tatsächlich in San Francisco sein würde. Eigentlich hatte ich auf ein Zimmer in SF selbst spekuliert. Nicht vorzubuchen … ein Problem, wie es heute aussieht. Nach mind. 20 Telefonaten mit unterschiedlichen Hotels, musste ich leider feststellen, dass keine Zimmer mehr frei sind. Ich folge dem Tipp aus dem Reiseguide und begebe mich auf die Suche nach einer Alternative hier in Oakland. Nach einer halben Stunde Suche quer durch die Stadt, werd ich fündig: ein Days Inn, und bin damit sehr zufrieden. Von hier ist es auch kein Problem mit öffentlichen Verkehsmitteln “mal eben” über die Bay nach San Francisco zu fahren.
Da ich noch einen ganzen Nachmittag Zeit habe, will ich mit dem Auto nach San Francisco, um die Orte zu besuchen, die nur mit dem Auto erreichbar sind. Zum Bespiel der Scenic Drive oder die Twin Peaks.
In der Innenstadt angekommen, lasse ich das Auto im Parkhaus stehen. Die Fahrt durch das Parkhaus ist echt abenteuerlich, es ist ein Rätsel nach welchem System hier Autos geparkt werden, und noch rätselhafter ist, wie diese geparkten Autos wieder die Stellplätze verlassen wollen. Und so ist es auch kein Wunder, dass ein überdimensionierter Dodge RAM 1500 (gefühlte 7 Meter lang) ein Schild wie einen Bleistift umknickt. Der Fahrer zuckt nur mit den Schultern, als ich daran vorbeikomme und murmelt etwas, das sich wie: “das Schild stand hier gestern noch nicht”, anhört. Die allererste Anlaufstelle hier in der Stadt ist das Visitors-Center. Keine schlechte Empfehlung, dort bekommt man alle Informationen die man braucht und nicht braucht, wie zB Broschüren und Fahrtickets für die nächsten Tage. Als ich in das Parkhaus zurückkomme, steht das umgefahrene Schild schon wieder grade an seiner alten Stelle. Das mal fix.
Die nächsten Ziele liegen alle auf dem 49 Meilen Scenic Drive. Ein Must-See, wenn man hier ein Auto zur Verfügung hat. Als erstes fahre ich hoch zu den Twin Peaks, zwei Hügeln von denen aus man die Stadt von oben betrachten kann. Die Fahrt dahin ist mind. genauso super, wie schrecklich zugleich. Aus vielen Filmen sind diese Straßen über die Hügel genug bekannt, aber die mal selbst zu fahren ist echt der Hit. Man hat das Gefühl, das Auto würde jede Sekunde nach hinten kippen, so steil nach oben geht es. Und an den Straßenseiten wird noch geparkt. Das Anfahren und Parken muss hier erst ausgiebig geübt werden. Beim Parken müssen die Vorderräder zum Bordstein eingeschlagen werden, plus anziehen der Handbremse natürlich, sonst macht sich das Auto Ruck-Zuck selbständig. Parkt man nicht mit eingeschlagenen Rädern, gibt es sogar ein Ticket. Ein Schaltwagen würde wohl nach 20 Minuten seine Kupplung eingebüsst haben. Das gute … zum bremsen am Berg brauchst Du einfach kein Gas mehr zu geben. Schont die Bremsen für den Rückweg, wenn es diese steilen Hänge wieder herunter geht. Im übrigen herrscht meistens eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 oder 20 mph. Das hört sich erstmal langsam an, wenn man z.B. in anderen Städten 35 oder 45 mph fahren darf. Aber ganz ehrlich…. wenn man diese Hügel schneller als die 20 mph runter fahren sollte, macht man unweigerlich einen Stunt ala “Strassen von San Francisco”, weil das Auto abhebt.
Von den Twin Peaks aus ist der Blick großartig, sowohl über der Stadt, als auch über Pazifik. Die Golden Gate Bridge ist frei vom Nebel, was ein wenig enttäuscht, weil ich unbedingt ein Foto im Nebel machen möchte. Das bekannte Bild von der Brücke, wo nur die Spitzen vom Nebel frei sind. Ok, nichts zu machen. Dafür ist der Wind hier oben schon sehr kräftig, um nicht zu sagen, er hat eine Stärke eines kleinen Orkans.
Weiter geht es über den Scenic Drive zum Cliff House. Eine Stelle direkt am Strand des Pazifiks, mit Blick auf einige Cliffs die einsam aus dem Wasser herausragen, und eine Sitzfläche für unzählige Möven und Pelikane bieten. Es ist sehr frisch, max. 15 Grad und dazu der Wind, auch wenn nicht ganz so schlimm wie auf den Peaks.
Außerdem ist es hier sehr nebelig, so dass man die Sonne nicht mehr sehen kann, hmmm… vor 10 min. war es noch relativ frei. Ok, vielleicht ist die Brücke jetzt im Nebel, also nichts wie hin. Die Fahrt bis und dann über die Brücke auf die andere Seite, dauert weitere 10 min. Doch jetzt ist der Nebel so dicht, dass man kaum die Autos vor sich sieht. Woher kommt der jetzt so schnell? Man kann die Brücke nicht mehr sehen. Sie ist komplett im Nebel verschwunden. Und der wird von Minute zu Minute immer dichter. Eben war Alcatraz noch deutlich zu sehen und jetzt erreichen die Nebelbänke auch die Insel.
Warum eigentlich? Hier ist die Antwort:
Das Klima hier ist allgemein gemäßigt. Die Temperatur sinkt nie unter 0 und überschreitet nur selten 25 Grad. Während der Sommermonate kann man das Nebelphänomen beobachten: die warmen Luftströme aus den Tälern im Hinterland stoßen mit den kalten Luftströmen vom Pazifik zusammen, und führen aufgrund der Kondensation zu Nebel entlang der Küste. Aha. :)
Weiter auf dem Scenic-Drive über die Lombard Street. In der Höhe vom Russian Hill liegt die kurvenreichste und kürzeste Straße der Welt. Unglaublich … rechts und links süße Häuser mit üppigen Vorgärten, ein Gefälle von 27(!) Prozent und eine schlängelnde enge Durchfahrt. Eigentlich müssten die Anwohner hier dafür Geld kassieren. Hier muss man eine funktionierende Servolenkung und ein wendiges Auto haben. Toll … und man sollte sie wirklich mal gefahren haben. Wie ich und die übrigen 25 Millionen Touristen jährlich auch.
Von hier aus links wieder zur Küste zum Pier 39. Hier ist soviel los, dass ich einfach nur durchfahre, und einen Besuch für die nächsten Tage aufspare, wenn ich dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin.
Gestresst durch den Verkehr heute in der Stadt, mache ich mich Richtung Motel auf. Für heute reicht es. Außerdem wird es mittlerweile dunkel. Also wieder über die Bay Bridge Richtung Oakland. Der Sonnenuntergang färbt den Himmel mit den Schleierwolken in alle möglichen Rottöne. Hmmm… Romantik pur, eigentlich muss man das festhalten, also … zack … die Abfahrt auf Treasure Island nehmen (eine Insel zwischen San Francisco und Oakland). Eine goldrichtige Entscheidung. Hier ist ein wunderbarer Aussichtspunkt auf die ganze Stadt. Der Nebel über der Golden Gate Bridge ist zwar immer noch da, aber das macht das ganze noch mysteriöser. Der Himmel “brennt”. Tip: für alle Romantiker und alle die Impressionen erleben möchten, unbedingt hier einen Halt einlegen, völlig egal ob nachts oder bei Tageslicht, großartig. Der Blick erinnert an New York vom East River aus gesehen. San Francisco hält dabei einem Vergleich durchaus stand.
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